Soll SCHREIF bleiben?

Editorial vom 11.5.2021
Verfasser: Patrick Zanini


Geschätzte Weggefährten
Compañeras y Compañeros 

Sei es als Unterstützerin der ersten Stunde, als Schreif-Träger oder als stille, interessierte Begleiterin dieses Abenteuers – schön, liest du diese Zeilen!

Gross und hoffnungsvoll waren unsere Pläne und Erwartungen Anfang 2020. Unbeirrbar enthusiastisch und optimistisch wie immer, mit einer Spur mehr Realismus als auch schon.

Mit den fast fertigen Airline-Retro-Modellen Aleron und Aleta wähnten wir uns startklar für neue Höhenflüge.

Doch dann kam Corona – und pötzlich war alles anders.
Bange Fragen, neue Un-Gewissheiten: Was kommt noch – was bleibt? Wird Schreif bleiben?

Zu Beginn der Pandemie hatte ich durchaus die Hoffnung, dass der winzige Virus auch seine positive Auswirkungen haben würde.

Denn für viele brachte der Einschnitt ein heilsames Innehalten vom teils selbst auferlegten Hamsterrad. Zeit, über sich, die Menschen und die Welt zu sinnieren. Und sich daran zu erinnern, was im Leben wirklich wichtig ist. Familie, Freunde, Gesundheit, Nähe.

Noch im Juli und bei strahlendem Sonnenschein versammelte sich meine Patchworkfamiglia mitsamt Liebsten zum unkonventiellen Meh-als-e-Familie-Schreif-Foto-Shooting.

SCHREIF als Weg des grössten Widerstands

Und obwohl es bereits Einschränkungen gab, blieben wir zuversichtlich.
Nicht ganz ohne Grund, denn an brenzligen Situationen und Widrigkeiten hat es Schreif wahrlich nie gemangelt. Im Gegenteil: Gauner und Gangster, Ungemach und Waghalsigkeit waren seit der Gründung unserer Firma in El Salvador 2015 Programm.

Im damals gefährlichsten Land der Erde unhandlichen und prima vista wenig appetitlichen Industrieschrott einzusammeln und mit grösstenteils ungelernten Jungs eine Manufaktur aufzubauen (ohne selbst einen Schimmer vom Handwerk zu haben) – abenteuerlich genug.
Diesen alsdann “verwandelten” Abfall auch noch zur Designertasche aufzuwerten und in der Schweiz zu vertreiben; rückblickend hätte das Unterfangen nicht abwegiger sein können. Zum Glück hatte wenigstens Evelyn von irgendetwas Ahnung.

So betrachtet ist das Projekt Schreif verdammt weit gekommen. Denn die sieben Jungs und ihre Chefin stehen heute nicht nur für lokal ausgebildete Manufakturarbeit und Produkte auf höchstem Niveau. Sondern sie sind auch der lebende Beweis dafür, dass es Hoffnung und Wege gibt, wo man sie nicht erwartet.

SCHREIF am Abgrund

Trotz Corona und monatelanger Betriebsschliessung haben wir alles in unserer Macht Stehende getan, um unser Herzstück – die Manufaktur und die davon lebenden Familien – um jeden Preis über Wasser zu halten. Jemanden während des Lockdowns in El Salvador zu entlassen oder die Löhne auszusetzen (wie vor Ort üblich) kam nicht infrage.

In der Schweiz liessen die Einschränkungen für Handel und Veranstaltungen gleichzeitig unsere Verkäufe zusammenschrumpfen. Wir hofften auf den Herbst und das so wichtige Endjahresgeschäft. Doch bekanntlich kam es ganz anders und für uns schlimmer als befürchtet. Denn ohne Designmessen und die grossen Weihnachtsmärkte wurde aus Glatteis Treibsand.

Fast drei Viertel weniger Umsatz, tiefrote Zahlen, kein Silberstreifen am Horizont. Konsternation und Gefühle der Ohnmacht. Was Anfang 2020 als Aufbruch begonnen hatte, ist ein Corona-Jahr später für mich, alle Beteiligten und das Projekt Schreif die härteste Prüfung seit der Gründung.

Soll SCHREIF bleiben?

Ein Zustupf aus dem Härtefallfonds hat das Schlimmste verhindert und kurzfristig für etwas Luft gesorgt.

Wir stehen vor der unmittelbaren Existenzfrage.
Gibt es für die Manufaktur und Schreif eine Zukunft?
Oder ist die Zeit gekommen, das Abenteuer für alle Beteiligten so würdevoll wie möglich zu beenden?

Die Deadline für diese richtungsweisende Entscheidung ist in gut einem Monat.
Unser Herzensprojekt und die Manufaktur werden den Sommer nur überstehen, wenn
a) uns Glück und guter Rat neue Türen und Wege öffnen,
b) sich eine Handvoll Überzeugter findet, die Schreif mit- und in die Zukunft tragen und
c) wir in den nächsten Wochen ganz viele Taschen verkaufen.

Es gab und gibt viele gute Gründe, den Bettel hinzuschmeissen. Dennoch haben wir für unser verrücktes Projekt alles gegeben – und mehr. Ganz aufgeben wollen wir noch nicht.
Nur wird diesmal einzig unsere Überzeugung und unser Einsatz nicht ausreichen, um das Ruder herumzureissen.

Damit liegt das Schicksal von Schreif auch in deinen Händen. Möchtest du, dass Schreif bleibt?

Jetzt dazu beitragen, dass SCHREIF bleibt!

Werden genügend Menschen davon erfahren und sich dafür einsetzen, dass Schreif bleibt? Um die Manufaktur zu retten sind einige grosse und viele kleine Heldentaten vonnöten.

Dir liegt etwas an Schreif?
Was kannst du tun, damit Schreif bleibt?

Erlöse uns von Taschen…

Unser Reichtum an Taschen war kaum je grösser als heute. Doch statt sich gemäss ihrer Bestimmung öffentlichkeitswirksam und dekorativ in Szene zu setzen und nützlich zu machen, belagern sie unsere Schränke.
So prekär die ökonomische Lage ist – an unverkauften Taschen mangelt es uns wahrlich nicht.

In Sachen Design und Handwerkskunst steht Schreif ebenfalls auf dem Höhepunkt. Nie gab es mehr Auswahl an Modellen und Farben. Und – das sieht nur bis jetzt kaum jemand: Die Jungs in der Manufaktur haben ihr Meisterstück abgelegt. Handwerk vom Feinsten, grossartige Unikate.

Sei es für dich im Einsatz oder zur Reserve, als Geschenk oder Stilupgrade für deine Nächsten: Wenn dir an Schreif etwas liegt, erleichtere uns um eine oder mehrere Taschen.

Fast alle neuen Modelle und Farben sind bequem im Onlineshop verfügbar.
Noch schwerer fällt die Auswahl nur in unserem Hauptquartier…

Weitererzählen

Nur wer Schreif kennt und um die kritische Lage des Projekts weiss, kann dazu beitragen, dass Schreif bleibt. Deshalb hilfst du uns sehr, wenn du diese Nachricht oder ein Link an Gleichgesinnte, Freunde und Bekannte weiterleitest.

Oder dich mit ihnen gleich auf einen Besuch bei uns verabredest.

Anteilnehmen

Dein Beistand bedeutet uns viel. Ob Ermutigung oder Tadel, Gedankenanstoss und konkrete Idee – wir sind gespannt auf deine Meinung zu Schreif oder und zur Welt und sind stets offen für einen persönlichen Gedankenaustausch. Nimm ungeniert Kontakt auf und kein Blatt vors Mund.

Gerne sind wir auch jederzeit bereit, unsere Karten auf den Tisch zu legen und ungeschminkt zu berichten, wo wir Stand heute stehen, was noch fehlt und wie unser Plan für die Zukunft aussieht.


Ich erlaube mir, dich die nächsten Tage und Wochen auf dem Laufenden zu halten. Mit hoffentlich (auch) positiven Meldungen.

Saludos
Liäbä Gruäss

Patrick Zanini
Schreif Gründer

Fon: 079 942 33 44



Quo vadis – aventura loca?


One reply on “Soll SCHREIF bleiben?

  • Timo

    Ja, Schreif soll bleiben. Denn genau solche Geschichten mit den damit verbundenen Produkten braucht es anstelle den allgegenwärtigen standard- sowie absatzorientierten Produkten. Mir persönlich gefällt die Marke sehr und auch was damit verkörpert wird. Beim Upcycling finde ich mich wieder und möchte auch Teil von dieser Bewegung sein. Klar upyclcling ist heutzutage schon ein weiter Begriff, doch würde ich behaupten, dass “Schreif” hier einen neuen Massstab setzt und konsequent auf nachhaltige und moderne Produkte/Kunst setzt mit sehr fairen Arbeitsbedingungen. Vielen Dank für euren wichtigen Beitrag und ich freue mich weiterhin ein Teil der Schrei Familie zu sein!

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